Luxus im Paradies
Es ist Mitte März, und ich befinde mich auf dem Flug DE 1326 von Frankfurt mit dem Zielflughafen Hulule Airport auf den Malediven. Drei Wochen pure Entspannung aber auch kleine Abenteuer sollten es schon werden. Gegen 09:45 Uhr mit etwas Verspätung landet die Boeing 767 des Ferienfliegers CONDOR sicher und butterweich auf der der Hauptinsel Male vorgelagerten Flughafeninsel Hulule. CONDOR ist übrigens die einzige Fluggesellschaft, die Male nonstop von Frankfurt aus dreimal die Woche im Winter bedient. Leider ist die Flotte der B767 schon etwas in die Tage gekommen, das Entertainmentprogramm sehr bescheiden für einen fast 10-stündigen Flug. Und die einzige Nonstopverbindung lässt sich die CONDOR recht gut bezahlen. Aber ich setze bewusst auf die Deutsche Gründlichkeit, insbesondere was Wartung und somit Sicherheit sowie Zuverlässigkeit anbelangt. Gute 30 Grad Celsius erwarten mich nach dem Verlassen der B767, es ist nur ein kurzer Weg ins Flughafengebäude, wo die Zollformalitäten zügig und reibungslos verlaufen. Ich werde bereits von einem freundlichen Guide des BANYAN TREE VABBINFARU erwartet. Nach wenigen Schritten und mittlerweile außerhalb des Flughafengebäudes erwarten mich 3 ebenso freundliche Mitarbeiter der Hotelinsel BANYAN TREE VABBINFARU mit dem hoteleigenen sehr modernen Speedboot. Ein feuchtes kaltes Stofferfrischungstuch, fein säuberlich gerollt und auf einem kleinen Holztablett drapiert und eine ebenso kalte Flasche Mineralwasser werden mir gereicht um mich zu erfrischen. Noch in den Winterklamotten steckend fahren wir mit Höchstgeschwindigkeit vorbei an einigen Touristenresorts zu einer mitten im Indischen Ozean liegenden schneeweißen Sandbank, wo meine schwimmende Unterkunft für die naechsten 5 Tage und Nächte auf mich wartet.
Das Schiff heißt BANYAN VELAA und gehört zur gleichnamigen Hotelgruppe, deren Eigner aus Singapur stammen. Ich werde vom Chef an Bord der BANYAN VELAA persönlich und sehr herzlich empfangen. Während meines Aufenthaltes an Bord wurde ich umsorgt und verwöhnt. Ausnahmslos im Nord- und Südmaleatoll cruisend bekommen wir täglich 2 Riffe präsentiert, die ca. 1 Stunde lang ausgiebig unter Begleitung eines Guides vom Schiff erkundet werden. Auch Ahmed Habeeb, sozusagen der Hoteldirektor und Chef an Bord, dem im Übrigen auch der Kapitän unterstellt ist, lässt es sich nicht nehmen, seine Highlights unter Wasser persönlich seinen wenigen Gästen zu präsentieren. In den 5 Tagen waren wir max. 5 Gäste, einen Tag war ich alleine mit der Crew unterwegs, meist aber zu dritt bei 6 Mann Besatzung. Die BANYAN VELAA verfügt über 6 Kabinen (2 Deluxe- und 4 Standard-Kabinen), wobei die Deluxekabinen am Heck und am Bug untergebracht sind. Die Bugkabine 101 ist meine persönliche Empfehlung, da deutlich leiser als die restlichen Kabinen. Die Verpflegung an Bord besteht i.d.R. von an Bord aus gefangenen Fischen, aber auch das Rinder- und Lammfilet fanden großen Anklang. Was der Küchenchef Ismael in der kleinen Kombüse so alles zauberte war fantastisch, auch fürs Auge! Er versteht sein Handwerk meisterlich.
Die 5 Tage und Nächte vergehen leider wie im Fluge. Nach dem letzten Frühstück verlasse ich schweren Herzens die BANYZN VELAA in Richtung Flughafen mit dem Speedboot um meine nächste Woche auf der Luxusinsel GILI LANKANFUSHI zu verbringen. Am Flughafen werde ich auch hier bereits von einem Repräsentanten der Hotelinsel erwartet, ins nächste hoteleigene Speedboot geleitet, wo mir überraschenderweise ein Leinenbeutelel mit der Aufschrift “No news, no shoes” in die Hand gedrückt wird. Trotz allem Luxus – und ich habe mir extra drei Paar Schuhe und einige lange Hosen eingepackt – empfiehlt das Hotelmanagement legere Kleidung, und die Schuhe bleiben schön im Beutel. Auch meine langen Sommerhosen sollten diese Woche nicht zum Einsatz kommen.
GILI LANKANFUSHI ist eine in eine riesige Flachwasserlagune gebaute Hotelinsel mit nur 48 Wasservillen, davon 7 Robinson Crusoe Wasservillen, die weder durch Stege noch sonst wie mit der Insel verbunden sind. Auch wenn ich in Sachen Kleidung mangelhaft bis gar nicht recherchiert habe, so war mir sehr daran gelegen, die für mich richtige Villa zu finden. Bereits kurz nach Buchung trat ich mit der Reservierungsleitung per Email in Kontakt um die einzige auf der Sunsetseite befindliche Wasservilla für mich zu reservieren. Sie trägt die Hausnummer CR1. 250qm nenne ich für die kommende zweite Woche meiner Reise mein eigen. Die Villen sind ausnahmslos aus Tropenholz gebaut, ebenso das Interior. Zu jeder Robinson Crusoe Villa gehört ein Bötchen und ein Butler, der Mr. Friday heißt, im wahren Leben aber Shifaz, ein sehr gut situierter junger Malediver, der sich unaufdringlich verhält aber jederzeit telefonisch von der Villa aus erreichbar ist. Meine Villa besteht aus einer Terrasse mit verschiedenen Etagen und Liegemöglichkeiten, einem Schlafraum, einem Wohnraum, einem riesigen Bad mit nach außen gebauter Badewanne und einer separaten Außendusche, einem Ankleideraum sowie aus einer romantischen nicht einsehbaren großen Dachterrasse, von der ich spektakuläre Sonnenuntergänge fotografiert habe. Eine Kitchenette mit gefülltem Kühlschrank (nicht Minibar) sowie 2 separate WCs runden die Räumlichkeiten der Wasserresidence ab. Das Mobiliar ist ebenso aus Tropenholz, sehr geschmackvoll aber auch zweckmäßig. Zur Sonnenuntergangsseite ist alles verglast, von jedem Winkel aus schaue ich aufs offene Meer bis zum Horizont, wo abends gegen 19 Uhr die Sonne langsam aber sicher untergeht.
Das Spezialitätenrestaurant Deep End trägt mehrere Auszeichnungen der letzten Jahre, aber auch das „Standard-Restaurant“ braucht sich nicht zu verstecken. Ein Wassersportzentrum, eine riesige und sehr schöne Bibliothek mit Internetanschluss und Boutique, ein großer Süßwasserpool mit einem Grillrestaurant runden das Paket an Annehmlichkeiten ab. Buffets werden enerell nicht angeboten. Es empfiehlt sich, auf den Malediven grundsätzlich VP zu buchen, vor Ort sind die Preise in USD deutlich höher. All Inclusive wird auf den Luxusinseln noch nicht angeboten. Die internationale Küche ist hervorragend und lässt keine Wünsche offen. Der Service ist sehr professionell und freundlich und hat immer ein offenes Ohr für Wünsche etc. Am letzten Abend werde ich vom F&B-Manager Greg ins Deep End eingeladen. Seine Empfehlung schmeckt vorzüglich. Am 07.04.13 verlasse ich auch hier schweren Herzens das Inselresort. Wie auf der gesamten Reise auch hier eine äußerst pünktliche
Abholung, mein Butler verabschiedet sich persönlich von mir und drückt mir eine Tüte in die Hand, ein handgefertigtes Fotoalbum als Abschiedsgruß finde ich darin, vielen lieben Dank Waheeb. Unumstritten gehören die Malediven zu den Traumzielen dieser Erde. The Republic of Maldives – wie die Malediven offiziell heißen, bestehen aus ca. 1.200 Inseln in 26 Atollen, die sich wie Perlen im Indischen Ozean aufreihen, aber kreuz und quer durcheinander, ähnlich wie die Sterne am Himmel. Die Hauptstadt heißt Male und ist nur ca. 2 x 2 km klein. Auf engstem Raum leben hier ca. 80.000 Malediver und Ostasiaten, die hier ihrer Tätigkeit nachgehen. Insgesamt leben ca. 390.000 Menschen auf den Malediven. Die Malediven gehören zu 100% dem Islam an. Die Zahl der ausländischen Besucher steigt stetig von Jahr zu Jahr. Anfang der 1980er begann der Tourismus mit bescheidenen Unterkünften und nur wenigen Inseln. Bandos und Baros sind zwei davon. Letztere gehört heute nach aufwendigen Renovierungen zu den Topinseln im Nordmale-Atoll und verfügt auch heute noch über ein sehr schönes Hausriff.
Einst in den 1980ern mit dem Tourismus startend interessierte sich die damalige Regierung zunächst für die Taucher aufgrund der zahlreichen intakten wunderschönen Riffe. Die wenigen Hotelinseln, wahrlich sehr spartanisch ausgestattet, verfügten schon damals über Tauchstationen. Ich selber war bereits 1980 das erste mal auf Baros, einige weitere Besuche in den nächsten drei Jahrzehnten sollten folgen, deshalb kann ich über den Verlauf der Entwicklung heute konkret berichten. Mit den Tauchern kamen aber auch dank der internationalen Werbung Bade- und Wellnessgäste auf die neu erschlossenen Hotelinseln, die leider nur sehr wenig Rücksicht auf die teils bis an die Wasseroberfläche ragenden Korallenstöcke nahmen und Vieles einfach aus Unachtsamkeit kaputt traten. Eine erst einmal zerstörte Koralle wächst nicht mehr weiter und zerbröselt im Laufe der Jahre zu Korallensand. Heute findet man leider insbesondere im Nord- und Südmaleatoll viele abgestorbene Flächen im Meer. Insbesondere die wunderschönen Hausriffe der Hotelinseln hatten und haben darunter zu leiden. Der Tourismus hat halt wie viele Dinge des Lebens auch eine Sonnenund eine Schattenseite. Seit über 15 Jahren wird mich Nachdruck sowohl von den Reiseveranstaltern als auch von der Regierung auf das sensible Biotop aufmerksam gemacht, erste Erfolge in Form von Erholungen bereits beschädigter Korallenformationen sind erkennbar. Anders verhält es sich mit Korallen, die permanent tiefer als 2 m unterhalb der Meeresoberfläche wachsen, diese haben sich trotz der vor über 10 Jahren eingesetzten Korallenbleiche aufgrund zunehmender Erwärmung recht gut wieder erholt. Auch die viel gepriesene Anhebung des Meerespiegels ist auf den Malediven noch nicht angekommen. Bedingt durch den i.d.R. im Mai einsetzenden Monsun (Regenzeit) kommt es jedes Jahr zu Sandabtragungen, sodass eine Insel über die Jahre gesehen schon mal eine andere Gestalt annehmen kann. Seit einigen Jahren pumpen die Luxusinseln den durch die starke Strömung während des mehrmonatigen Monsuns verursachten Sandabtrag wieder zurück an die Insel. Einige Inseln haben deshalb Sandsäcke zum Erhalt des Strandes ins Meer gestapelt, was leider unweigerlich zu einer – wie ich finde – optischen Beeinträchtigung führt. Aber oftmals gibt es keine andere Lösung zum Schutz der Inseln.
Nach nunmehr mehr als 30 Jahren Tourismus stelle ich fest, dass das Luxussegment heute die Inselwelt der Malediven bestimmt, früher waren es in erster Linie die Taucher, die die Malediven für sich entdeckten, denn unter Wasser war damals die Welt noch in Ordnung. Die meisten Unterkünfte wurden leider bis noch vor 15 Jahren aus Korallenstöcken gebaut, ganze Riffe wurden dem Hausbau geopfert. Diese Riffe haben sich bis heute nie von dem Raubbau an der Natur erholt. Nach wie vor wird auf den Malediven getaucht, aber immer mehr wohlhabende Gäste sind über die Jahre gekommen um den einzigartigen Luxus zu genießen. Und Luxusinseln gibt es mittlerweile einige. Viele internationale Hotelketten pachten ältere Hotelinseln und rüsten diese nach allen Regeln der architektonischen Kunst auf, jede für sich ein einzigartiges Refugium. Die Übernachtungsraten können schnell mal auf EUR 1.000 und mehr pro Person und Nacht kommen. Zu diesem erlesenen Kreis der Luxusrefugien gehören die vor beschriebenen Hotelinseln. Es ist nun jedem selber überlassen, die gesamte Zeit auf einer Insel zu verbringen oder zu kombinieren, was heute bei fast jedem namhaften Reiseveranstalter möglich ist. Luxusinseln hat nicht jeder Reiseveranstalter im Programm, so reduziert sich das Preise vergleichen auf nur wenige Anbieter. Festzuhalten ist, dass Direktbuchungen bei den jeweiligen Luxusresorts auf den Malediven sich überhaupt nicht lohnen. Mal sehen, wann es mich mal wieder reizt, die Inselwelt der Malediven zu besuchen.
Fotos & Text von Michael Haskamp